Stefan Rühlmann

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Auf dieser Seite werde ich in regelmäßigen Abständen Ausschnitte meiner Bücher, Geschichten oder auch Bilder, wenn sie gerade entstehen, einstellen.

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11.10.2018

Seemannsgarn - Meine Zeit auf See - Teil 19

An irgendeiner Ecke fanden wir einen Boxautomaten, also einfach ein Automat, wo oben ein kleinerer Boxsack hing, auf den man einmal einschlagen musste. Die erreichte Kraft, die man in den Schlag investiert hatte, wurde durch den Automaten gemessen und man konnte sich in einer Highscore-Liste eintragen, sofern man unter die ersten Zehn kam.

Einer von uns war ganz erpicht darauf, dass wir doch alle einmal auf diesen Sack schlagen sollten, um zu sehen, wer den kräftigsten Schlag ausführen würde. Nicht unbedingt eine meiner Lieblingsspielchen… ich war eher nicht so groß und kräftig… Also hielt ich mich zurück. Nachdem der zweite von uns geschlagen hatte, blieben die ersten Südkoreaner stehen, die in etwa so alt wie wir gewesen sein könnten. Und so kam es, dass dieses „Kräftemessen“ eine gemischte Deutsch-Südkoreanische Veranstaltung wurde.

Wie gesagt, ich hielt mich zurück, irgendwie hatte ich nicht unbedingt das allergrößte Vertrauen in meine Körperkräfte und so kam bei mir die Hoffnung auf, von diesem „Kräftemessen“ verschont zu bleiben. Wer hat schon Lust, sich zu blamieren.

Mittlerweile waren mehr gleichaltrige Südkoreaner um diesen Automaten versammelt, als wir es waren. Soweit ich weiß, müssen es ungefähr 15 gewesen sein. Also so in etwa. Der, der von uns so erpicht darauf gewesen war, dass wir alle einen Schlag auf den Boxsack machen sollten, war derjenige, der bisher den härtesten Schlag ausgeführt hatte. Danach kamen wohl zwei Südkoreaner, dann zwei von uns.

Tja, und ich hielt mich still im Hintergrund, in der Hoffnung, von den anderen übersehen zu werden. Doch plötzlich, ich werde die Situation in meinem ganzen Leben wohl nie vergessen, ging der vor mir stehende Südkoreaner zur Seite, der Blick unseres „Champions“ fiel direkt auf mich und feixend meinte er ziemlich laut, dass ich ja noch gar nicht geschlagen hätte. Scheiße, war das Wort, was mir damals direkt in den Sinn kam.

Alle grinsten mich an, naja, nicht alle. Dann schob unser Champion extra eine Münze für mich in den Automaten. Ich hatte eine Stink-Wut auf den Kerl, die sich bis heute nicht gelegt hat. Was ließ der Typ mich nicht einfach in Frieden? Und warum grinste der mich so blöd an? Ich wurde vor den Automaten geschoben, stinkesauer, hob meine Faust, erinnerte mich daran, was mein Mathelehrer, ein ehemaliger Boxer, uns damals gesagt hatte. „Niemals den Daumen unter die anderen Finger legen, ihr brecht ihn Euch nur.“

Ich war wütend, sah den blöden Boxsack oder was auch immer das sein sollte, straffte meinen Körper, stellte mir das Gesicht „unseres Champions“ auf den Sack vor – und schlug einfach nur zu, meine Faust traf den Sack mittig, er wurde gegen die Rückwand geschleudert. Dann fing der Automat an zu leuchten und zu blicken. Als ich aufsah, brannte sich in mein Hirn die Zahl 1.992 ein, wie auch immer die berechnet worden war. Allerdings hatte sie eines zu bedeuten: Ich hatte den Highscore geknackt!

Alle bejubelten mich, zuerst die Südkoreaner, dann meine Leute, außer natürlich „unser Champion“. Der Typ fing an, etwas darüber zu quasseln, dass der Automat nicht wirklich in Ordnung gewesen wäre und überhaupt und sowieso, ich solle doch den Schlag nochmal wiederholen. Da müsste ja was schief gegangen sein.

Wieso konnte der es nur nicht sein lassen? Notgedrungen musste ich also nochmal auf den Boxsack einhauen: 1.980 Punkt, einer weniger, als der ursprüngliche Highscore, aber immerhin dritter in den Top Ten. Damit war für mich Schluss. In einem Anfall von Überheblichkeit schlug ich „unserem Champion“ im Vorbeigehen auf die Schulter und meinte zu ihm „übe Du mal noch ein bisschen“.

War nicht nett, ich weiß…

Admin - 20:12 @ Seefahrerei | Kommentar hinzufügen

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