07.12.2016
Nach zwei Tagen liefen wir endlich in den Saigon-River ein, um nach Saigon zu gelangen. Was mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist, war der Zustand der Vegetation. Am Saigon-River wuchsen nur Bäume, die in etwa einen oder vielleicht auch anderthalb Meter hoch waren. Einer der älteren Matrosen erzählte mir, dass hier bis vor ein paar Jahren überhaupt nichts gewachsen sei. Im Vietnamkrieg hatten die Vereinigten Staaten das sogenannte Agent Orange gesprüht, daher ist hier die gesamte Vegetation vergiftet worden. Jetzt erholte sie sich langsam wieder.
Scheiß Krieg.
In Saigon kamen wir nachts an, so dass wir erst am nächsten Tag an Land gehen konnten. Und das taten wir! Vor dem Hafentor standen unzählige Rikschas mit ihren Fahrern und warteten auf Kundschaft. Jeder von uns nahm sich eine Rikscha samt Fahrer und wir machten eine Sightseeing-Tour. Irgendetwas Besonderes ist mir an sich nicht in Erinnerung geblieben, außer vielleicht das Rex-Hotel und das ehemalige Nonnenkloster. Naja, und natürlich die vielen Mopeds und Fahrräder. War ein schöner Nachmittag.
Genau dies wollten wir am nächsten Tag auch wieder tun. Als ich mich in eine Rikscha setzte, gab es auf einmal ein riesiges Geschrei, genauso war es bei meinen Kollegen. Wir sahen uns an, zuckten die Schultern. In dem Moment fingen sich die Vietnamesen, also die Rikscha-Fahrer, an zu prügeln, einer zückte sogar ein Messer und wollte damit auf die anderen losgehen. Zu mir kam ein Vietnamese und erklärte mir, dass wir mit demselben Fahrer fahren müssten, den wir am gestrigen Tag hatten. Wahrscheinlich sah ich ihn ziemlich blöde an und er erklärte mir, dass ich am gestrigen Tag mit ihm gefahren wäre. Okay.
Um dem ganzen Trouble zu entgehen, stieg ich aus meiner Rikscha aus und setzte mich in seine Rikscha hinein. Die anderen machten dies auch. Und mit einmal war Ruhe. Mein Fahrer sagte mir noch in Englisch, dass ich eine weise Entscheidung getroffen hätte.
Das nächste, was ich tat, war mit ihm zusammen zu einem Laden zu fahren, der Basecaps verkaufte. Ich kaufte eine dunkelblaue Mütze mit gelber Schrift, setzte sie meinem Fahrer auf den Kopf und sagte zu ihm, dass er diese ab jetzt jeden Tag zu tragen hätte, zumindest solange, wie ich in Vietnam wäre. Ich konnte keine Asiaten unterscheiden, zumindest damals noch nicht. Aber ich konnte Mützen voneinander unterscheiden…
Und ich hatte niemals wieder in dieser Zeit ein Problem, meinen Fahrer nicht zu finden. Dank dem dunkelblauen Basecap.
Admin - 21:27 @ Seefahrerei | Kommentar hinzufügen
Die Felder Name und Kommentar sind Pflichtfelder.
Letzte 1 Kommentare