21.10.2016

Seemannsgarn - meine Zeit auf See

Vorwort

Letzten Sommer waren wir bei Freunden zum Grillen eingeladen. Zu vorgerückter Stunde saßen alle, in etwa 20 Frauen und Männer um das Lagerfeuer im Hof und die Kinder spielten, bis es so dunkel wurde, dass wir sie zu uns gerufen hatten, damit nicht noch etwas passiert. Natürlich war es dann so, dass die Kinder ziemlich gelangweilt waren, da unsere Gespräche nicht besonders interessant gewesen sind – für die Kinder.

Irgendwann fragte mich einer der Jungs, wie das denn so mit den Panzern „bei der Armee“ sei. So gut ich konnte erklärte ich es den Jungs, auch die Mädchen schienen mir aufmerksam zuzuhören. Ich sagte, und das tue ich immer in solchen Zusammenhängen, dass Panzer aber dafür da sind, um andere Panzer abzuschießen und dass in den Panzern immer Menschen sitzen, die dann tot wären. Und diese Menschen sind Väter von Kindern, Söhne von Eltern, Ehemänner von Ehefrauen. Zumindest versuchte ich, bei den Kindern ein bisschen so etwas von dem Ernst der Sache zu wecken, den die Sache ja hat.

An diesem besagten Abend meldete sich meine Tochter zu Wort und meinte, ich sei ja sowieso auf einem Schiff gewesen. Damit hatte sie Recht, das Ergebnis war, dass ich nun Geschichten von der Seefahrt erzählen durfte. Ich versuchte es so kindgerecht zu erzählen, wie mir das möglich gewesen war.
Irgendwann bemerkte ich, dass die anderen Gespräche verstummt waren, mittlerweile hörten mir auch die Erwachsenen zu. Als ich geendet hatte, oder zumindest in einer Pause, bevor mich die Kinder zum Weitererzählen animierten, meinte eine Freundin, ich solle die Geschichten doch einfach alle aufschreiben.

Das versuche ich hiermit, allerdings werde ich hier kein Tagebuch von meiner Zeit „auf See“ schreiben, sondern vielmehr die einzelnen Geschichten, die ich noch in Erinnerung habe, in ungefährer zeitlicher Abfolge in eine Gesamtgeschichte einbauen. Aber – ich schreibe diese Geschichten nicht für Kinder, manche davon kann man auch Kindern aus den verschiedensten Gründen nicht erzählen, zumindest keinen Kindern zwischen 6 und 9 Jahren.
Das nächste „Aber“: Die meisten Geschichten habe ich selber erlebt, oder war zumindest mit an Bord gewesen, als diese passierten. Es wird allerdings auch Geschichten geben, die ich ein bisschen „aufbausche“, damit sie interessanter werden, es wird Geschichten geben, die mir andere erzählten, bei denen ich also überhaupt nicht dabei war.

Und es wird eine geben, die ich zu gern erzähle, die aber so nie passiert ist. Die gab es nur in unseren Köpfen …
Im Übrigen bin ich in den 90er Jahren zur See gefahren, erst als Auszubildender zum Schiffsmechaniker auf einem Handelsschiff und anschließend als Soldat auf einer Fregatte der deutschen Marine.

So gedenke ich dieses Büchlein auch aufzuteilen.